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"Der kleine Herr Friedemann" von Thomas Mann

Mir ist klar, dass diese Novelle nahezu jeder kennt. Ich will sie trotzdem empfehlen, weil sie es verdient hat, immer wieder gelesen zu werden. Vielleicht ist die letzte Begegnung schon viele Jahre her und Herr Friedemann erscheint heute vor dem dem gereiften Auge in einem ganz neuen Licht? Die kleine, sentimental-warmherzige Geschichte gehört zu den frühen Erzählungen von Thomas Mann, der bei der Erstveröffentlichung gerade einmal 23 Jahre alte war.  Der kleine Friedemann, bucklig und hinkend seit frühester Kindheit, hat sich sein Leben genügsam eingerichtet, bis er die Liebe entdeckt. Natürlich hofft jeder Leser, dass der vom Schicksal benachteiligte Friedemann sein Glück finden möge, doch insgeheim ist klar, dass er nur kläglich scheitern kann. Als seine Gefühle aufbegehren, überwindet er sich, seine Sehnsucht zu offenbaren. Er setzt alles auf eine Karte - und wird erniedrigt und zurückgewiesen. Die Novelle ist ein Lehrstück für kompaktes, konzentriertes Erzählen. Allein die erste
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"Rudernde Hunde" von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder

Nurejews Hund ist meine Lieblingsgeschichte. Sie handelt von einem plumpen Vierbeiner namens Oblomow, der am Grab seines Herrchens tanzt. Auch meine nächsten zwei Favoriten aus diesem Buch sind Tiere: Matilda, die Hotelkatze, und Leo der Beo, der die Beatles liebt. Liebenswerte Tiere und kauzige Menschen versammeln sich zu einem bunten Strauß von amüsanten und bisweilen melancholischen Geschichten. Elke Heidenreich und Bernd Schroeder werfen sich in diesem Buch wie bei einem Dichterwettstreit den Ball zu und machen aus kleinen Begebenheiten des Alltags eindrucksvolle Geschichten. Sie sind in fröhlichem Plauderton erzählt und lassen die Lust am Fabulieren spüren. Es fällt wahrhaft schwer, am Ende einer Episode das Büchlein aus der Hand zu legen. So müssen Kurzgeschichten gebaut und erzählt werden - mit Phantasie, ohne Schnörkel, mit Augenzwinkern und einem Spritzer Ironie. In dieser Sammlung finden sich viele davon. So manches Mal habe ich laut gelacht und bin mit dem Zeigefing

"Kreativ schreiben: Handwerk und Techniken des Erzählens" von Fritz Gesing

Wer mit dem Schreiben beginnt hat viele Fragen. Das gilt besonders, wenn man sich ein Herz gefasst und ein größeres Projekt in Angriff genommen hat. Natürlich verwundert es nicht, wie sich die Fragen von Autoren ähneln, denen man in den sozialen Netzwerken begegnet. Verständlich ist auch, wie viele Ratgeber dazu neu erscheinen und sich den immer wieder gleichen Themen des Handwerks, der Stoffbewältigung und der Selbstorganisation widmen. Ganz frisch sind die Tipps meist nicht und oft stelle ich fest, sie ähnlich oder gar gründlicher in einem der Klassiker für Autoren behandelt gefunden zu haben. "Kreativ schreiben" ist so ein Buch, das jüngst in einer aktualisierten Fassung erschienen ist. Ich habe unter dem Label "Wissen für Autoren" auf diesem Blog bereits einige Bücher vorgestellt, die ich als Ratgeber für mich favorisiere und mit gutem Gewissen empfehle. Das Buch von Fritz Gesing geselle ich nun dazu. Es ist methodisch so aufbereitet, dass es sich als Handbuc

"Vom ABC zum Sprachkunstwerk" von W. E. Süskind

Dieses Standardwerk zur deutschen Sprache ist für mich ein Klassiker, eine unterhaltsame Grammatik, die ich bereits mehrfach gelesen habe. Süskinds Art, seine Hinweise und Argumente vorzubringen, ist brillant und pointiert. Ein Pflichtlektüre sozusagen, an der kein Wortarbeiter vorbeikommt. Das Lesen ist das reinste Vergnügen, was Themen wie Wortlehre, Satzlehre und Stilkunde nicht unbedingt auf den ersten Blick vermuten lassen. Was man zu Grammatik und deutscher Sprache wissen sollte, ist hier auf den Punkt gebracht. "Das gewiss geistreichste und feinfühligste Werk seiner Gattung" steht auf dem Einband. Dem stimme ich zu. Ab zu Amazon: Buch holen und selber lesen

Deutsch für Kenner und Profis von Wolf Schneider

In Sachen Sprach- und Stilkunde sind es zwei Bücher von Wolf Schneider, die ich für unentbehrlich halte: "Deutsch für Kenner" und "Deutsch für Profis". Bei meinem Einstieg ins professionelle Texten habe ich mir mit diesen Bänden mein handwerkliches Rüstzeug geholt und hatte sie von da an immer griffbereit in der Nähe. Wolf Schneider ist Journalistik-Profi, doch was er über den Umgang mit unserer Sprache zu sagen hat, ist eine Fundgrube für jeden Autor. Insbesondere die Klarheit und Präzision in Ausdruck und Form werden ausführlich behandelt. Die Bücher sind verständlich und unterhaltsam geschrieben, arbeiten mit zahlreichen schlechten und guten Beispielen und bieten zum Finale "Meisterwerke deutscher Prosa". Amazon: Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde Amazon: Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil

"Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" von James N. Frey

Nach welchem Strickmuster entstehen die amerikanischen Mainstream-Romane? Frey bietet einen Crash-Kurs für spannendes Erzählen mit Blick in den Handwerkskasten. Die Rezepte scheinen im ersten Anlauf manchmal etwas pauschal, doch bei genauerem Hinsehen finden sich viele hilfreiche Anregungen im komplexen Geflecht der Romanentwicklung. Besonders die starke Fokussierung auf die Prämisse einer Geschichte stellt sich als wichtiger Rat heraus. Vieles, was Frey für den Entwurf und die Umsetzung eines Romans anmerkt, erweist sich auch für alle anderen Erzählformen als richtig und wichtig. Und wem nach dem ersten Buch der Roman noch nicht geglückt ist, der kann im zweiten Teil in den Empfehlungen für Fortgeschrittene stöbern. Amazon: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Amazon: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt, Band 2