Ich habe die nachfolgenden Zeilen seit vielen Jahren als Fundstück auf meiner Homepage gehabt. Um genau zu sein seit Oktober 2011. Natürlich war der Beitrag dort weitgehend ungesehen in den Keller gewandert, was er nicht verdient hat. Im Grunde handelt es sich auch mehr um einen Lesetipp für diesen Blog hier, auch wenn es keine Rezension ist. Ich denke, Rainer Maria Rilke muss man nicht weiter anpreisen. Die meisten kennen hauptsächlich seine Gedichte. Hier nun, was ich mir zum Erzähler Rilke skizziert habe: Ich war heute wieder einmal in den Gedankenwelten Rilkes zu Besuch und will zwei kurze Erzählungen als Fundstücke bewahren und empfehlen, die mich stark beeindruckt haben. Man muss wohl Lyriker sein, um so eindringliche und dichte Prosa schreiben zu können. Ich bewundere, wie es Rilke gelingt, einprägsame Bilder mit empfindsamen Stimmungen aufzuladen, denen sich kein fühlender Leser entziehen kann. Eindrucksvoll, besonders wenn man bedenkt, dass Rilke sehr jung, noch Student war
Rumänien, Mitte der achtziger Jahre. Der kommunistische Diktator Ceaucescu sonnt sich im Personenkult und in Tschernobyl explodiert der Atomreaktor. In diesem Land, in dieser Zeit lebt der elfjährige Dszátá, von dessen Erlebnissen in diesem Roman erzählt wird. Ich will es gleich sagen: Ich hatte lange kein so großartiges Buch mehr in den Händen. Wenn man sich erst einmal auf die atemlos langen Sätze eingelassen hat, wird man vom Sog der Sprache regelrecht mitgerissen. Mir jedenfalls erging es so. Der muntere Junge Dszátá lebt in einer düsteren und brutalen Welt, deren Kälte erschauern lässt. Sie sickert durch alle Lebensbereiche, ist von Boshaftigkeit, Heimtücke und Lüge zerfressen und macht auch vor Kindern nicht halt. Weil sein Vater eine systemkritische Petition unterzeichnet hat, wird er vom rumänischen Geheimdienst abgeholt und zur Zwangsarbeit verschleppt. Die Mutter erklärt Dszátá, bei dem Verhaftungskommando habe es sich um Kollegen des Vaters gehandelt, mit denen er eine